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Grasse ist nicht nur in Frankreich bekannt | Parfumkunst von Grasse deckte für Aufnahme drei Aspekte ab | Parfumwirtschaft erhofft sich Aufschwung | Auf den Spuren des Parfums
Im Département Alpes Maritimes im Hinterland der Côte d’Azur nur wenige Kilometer von Cannes entfernt, befindet sich die 50.000-Einwohner-Stadt Grasse, der es im 17. Jahrhundert gelang mit der Parfumherstellung wohlhabend und berühmt zu werden. Dabei hatte man zunächst gar nicht im Sinn, Parfum herzustellen, sondern suchte lediglich eine Möglichkeit, um den stechenden Eigengeruch der dort gegerbten Handschuhe zu überdecken. Was als Nebenbeschäftigung der ansässigen Gerber begann, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem florierenden Geschäftsmodell, woran der Pariser Hofstaat zu Zeiten des Sonnenkönigs Ludwig XIV maßgeblich beteiligt war.
Grasse ist nicht nur in Frankreich bekannt
Denn zu jener Zeit galt das Baden im Allgemeinen als ungesund und so wuschen sich die Menschen oft monatelang nicht und sonderten einen entsprechenden Gestank ab. Der wiederum wurde am „Hof des Parfums“ in Versailles mit zahlreichen duftenden Pudern, Salben und Wässerchen übertüncht. Zeitweise war die Verwendung von Parfum sogar per Gesetz vorgeschrieben. Dies alles machte Grasse über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt und Ende des 16. Jahrhunderts strömten Menschen aus ganz Europa nach Grasse, um dort als Parfürmeur tätig zu werden. Noch heute sind dort traditionelle Parfumhäuser wie Galimard und Molinard ansässig. Auch Patrick Süskinds berühmter Roman „Das Parfum“ spielt dort.
Parfumkunst von Grasse deckte für Aufnahme drei Aspekte ab
Wie das Welterbekomitee bei seiner Tagung in Port-Louis auf Mauritius feststellte, deckt die Parfumkunst von Grasse mit der Züchtung der Duftpflanzen, dem Wissen über die Rohstoffe und deren Umwandlung sowie der Kunst, den Duft zusammenzusetzen, drei wesentliche Aspekte ab, um in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen zu werden. Diese Liste beschäftigt sich mit schützenswertem traditionellem Wissen und umfasst rund 400 Titel aus Bereichen wie dem Theater, dem Tanz, der Musik und dem Handwerk.
Parfumwirtschaft erhofft sich Aufschwung
Durch die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe erhofft sich die Parfumwirtschaft Grasses neuen Aufschwung, besseren Schutz für die Felder auf denen Jasmin, Nachthyazinthen und andere Duftpflanzen wachsen sowie mehr Unterstützung für die ansässigen Bauern, die bereits seit Jahren gegen die Konkurrenz von anderen Fertigungsstandorten und preisgünstigeren Parfumherstellern kämpfen. Früher wurden die Blumen für die Parfumherstellung überwiegend in der Umgebung von Grasse angebaut. Heute gibt es nur noch vergleichsweise wenige Felder. Viele Rohstoffe werden bereits heute von außerhalb Frankreichs eingeführt. Nichtsdestotrotz sind nach wie vor gut zehn Prozent der Einwohner in der Parfum-Industrie tätig.
Auf den Spuren des Parfums
Wer Grasse besucht, sollte nicht nur auf jeden Fall die schöne Altstadt mit ihren engen Gassen, den attraktiven Plätzen und den teils mittelalterlichen Gebäuden besichtigen und der sehenswerten Kathedrale „Notre Dame de Puy“ einen Besuch abstatten, sondern sich unbedingt auch auf die Spuren der Parfumherstellung begeben. Hierzu empfiehlt sich ein Besuch im Parfum-Museum. Zudem bieten auch einige Parfummanufakturen kostenlose Besichtigungen an. Idealer Reisemonat ist der Mai, wenn die Mairosen blühen und ihren betörenden, aber sehr vergänglichen Duft in die Welt entlassen.