Festival de Cannes: Filmfestspiele an der Côte d’Azur

Das Festival de Cannes zählt zu den weltweit bedeutendsten Filmfestivals.
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Jedes Jahr im Mai findet das Festival de Cannes statt. Im idyllischen Badeort an der Côte d’Azur werden die berühmten Internationalen Filmfestspiele abgehalten, wo sich die Stars und Sternchen die Klinke in die Hand geben. Eine Jury aus Experten der Filmbranche und mehr oder weniger bekannten Künstlern ehrt dort Filme und beim Film tätige in verschiedenen Kategorien.

Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte des Festival de Cannes | Wettbewerbe und Preise | Hotels, Apartments und Ferienwohnungen rund um das Festival de Cannes | Ehrungen im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes | Was macht die Internationalen Filmfestspiele von Cannes so besonders? | Kritik an den Internationalen Filmfestspielen von Cannes | Sicherheitsmaßnahmen während des Festival de Cannes | Die Internationalen Filmfestspiele von Cannes für Touristen | Ausflüge während des Festival de Cannes

Ein Festival, das dem Fachpersonal vorbehalten ist, das aber nichtsdestotrotz Jahr für Jahr zahllose Filmfans nach Cannes zieht, die hoffen, einen Blick auf einen ihrer Lieblingsstars werfen zu können. Den berühmten roten Teppich vor dem Palais gibt es seit 1987. Er ist sechzig Meter lang und führt über 24 Stufen.

Die Geschichte des Festival de Cannes

Die Festspiele können bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken. Ihre Premiere feierten sie im Jahr 1946, nur um in den Jahren 1948 und 1950 wegen Geldmangels wieder auszufallen. Den großen Preis gewann damals Roberto Rosselini mit „Roma, Città aperta“, einem Film, der den Neorealismus begründete. Bereits 1947 gewann erstmals auch ein animierter Film einen Preis. Es handelte sich dabei um „Dumbo“ von Ben Sharpsteen für Walt Disney.

Ein Versuch im Jahr 1949, zweierlei Vorführungen anzubieten, schlug fehl. Zum einen gab es Vorführungen, die man in legerer Kleidung besuchen konnte, aber auch solche, bei denen man sich in Schale werfen musste. Allerdings nahmen die Zuschauer an, dass bei den Veranstaltungen mit fester Kleiderordnung die hochwertigen Wettbewerbsfilme zu sehen sein würden, weshalb das Konzept nicht weiter verfolgt wurde.

Die berühmte „Goldene Palme“ wurde im Jahr 1955 als Auszeichnung geboren. In diesem Jahr war auch die legendäre Brigitte Bardot zum ersten Mal in Cannes zu sehen, ein Jahr bevor Roger Vadim ihr mit der Hauptrolle in „Et Dieu créa la femme“ (…und immer lockt das Weib) Unsterblichkeit verlieh. Im gleichen Jahr bewarb auch Grace Kelly ihren Film „The Country Girl“ während des Festival de Cannes und wurde dort Fürst Rainier von Monaco vorgestellt. Eine Begegnung, die nicht ohne Folgen blieb und mit der eine der bekannteren Liebesgeschichten der Neuzeit ihren Anfang nahm. Am 22. April 1956 heirateten der Fürst und die Schauspielerin einen Tag vor Eröffnung des Festivals, damit die geladenen Gäste nach der Zeremonie direkt an den Filmfestspielen teilnehmen konnten.

Das Aha-Erlebnis von Paul Newman

Auf der 'Boulevard de la Croisette' bebt jährlich im Mai der Boden: Denn dann findet dort das Festival de Cannes statt.
Auf der ‚Boulevard de la Croisette‘ bebt jährlich im Mai der Boden: Denn dann findet dort das Festival de Cannes statt.

1958 sollte Claude Chabrol Frankreich mit dem Film „Le Beau Serge“ bei den Festspielen in Cannes vertreten. Allerdings wurde der Film in letzter Minute durch den Film „Quatre cents coups“ von François Tuffaut ersetzt. Ein kluger Schachzug, wie sich herausstellte, denn der Film gewann den Preis für die beste Regie. Die Nouvelle Vague nahm ihren Anfang und bestimmte für einige Jahre das französische Kino.

Ein Aha-Erlebnis hatte Paul Newman im Jahr 1975. Er weigerte sich aus Müdigkeit nach seiner Ankunft für ein Foto für die Fotografen zu posieren. Als es dann zu einem Shooting am Palais kommen sollte, vergalten es ihm die Fotografen, indem sie geschlossen ihre Kameras niederlegten.

Im Laufe der Zeit wurde der Ansturm immer größer, so dass im Jahr 1983 das Palais des Festivals et des Congrès gebaut wurde. Kurz darauf ab 1984 wurden mehr und mehr internationale Filme zugelassen. Das erste „Cinéma & liberté Forum“ fand 1989 statt. Damals unterschrieben hunderte von Regisseuren aus zahlreichen Ländern eine Deklaration gegen jede Form der Zensur.

Eine Präsentation wiederaufbereiteter Filme, die Cannes Classics, gab es im Jahr 2004 und seit 2010 wird parallel zu den Internationalen Filmfestspielen in Cannes ein Wettbewerb für Kurzfilme abgehalten. Einen Film in Cannes vorzustellen, kostet zwischen 30.000 und 150.000 Euro.

Nischen rund um das Festival de Cannes

Im Lauf der Zeit sind rund um das Festival de Cannes weitere Nischen entstanden. So hilft „L’Atelier“ zwanzig Regisseuren pro Jahr mit dem Beschaffen der nötigen finanziellen Mittel für ihre Projekte. Die Cinéfondation ermöglicht zudem neuen Drehbuchautoren den Zutritt zur schillernden Welt des Kinos.

Wettbewerbe und Preise

Wenn die Internationalen Filmfestspiele in Cannes anstehen kommen Prominente aus aller Welt an die Côte d’Azur, um im Idealfall mit einer der begehrten Auszeichnungen nach Hause zu gehen. Die Festspiele beginnen jeweils mit einem Eröffnungsfilm. Die Preise werden im Rahmen der Abschlussgala am Samstag an die Prominenz vergeben. Im Jahr 2019 wurde die Zombie-Komödie „The Dead Don’t Die“ von Jim Jarmusch als Eröffnungsfilm gezeigt. Der Vorsitz über die gesamte Veranstaltung oblag bereits zum sechsten Mal Pierre Lescure. Beim Internationalen Wettbewerb führte den Vorsitz im Jahr 2019 der mexikanische Filmemacher Alejandro González Iñárritu.

Der Hauptwettbewerb

Folgende Preise werden im Hauptwettbewerb vergeben:

  • Palme d’Or: Die goldene Palme ist die höchste Auszeichnung, die in Cannes vergeben wird. Sie ist weltweit als einer der begehrtesten Preise in der Filmindustrie anerkannt. Als Hauptpreis wird sie seit 1955 vergeben. Neun Juroren treffen die Entscheidung über die Vergabe der Trophäe, deren 19 Blätter aus 18-karätigem Gold bestehen. Der materielle Wert der Auszeichnung liegt bei rund 20.000 Euro, der ideelle ist für die Preisträger unbezahlbar.
  • Grand prix: Der Große Preis der Jury ist die zweithöchste Auszeichnung im Hauptwettbewerb und wird seit 1959 verliehen.
  • Prix du Jury: Der Preis der Jury wird von eben dieser seit 1952 für einen besonders originellen Film vergeben.
  • Palme d’Or du court métrage: Die Goldene Palme – Bester Kurzfilm ist die höchste Auszeichnung für einen Kurzfilm. Sie gibt es bereits seit 1953.
  • Der Prix d’interprétation féminine: Mit dieser Auszeichnung wird die beste weibliche Darstellerin geehrt. Die Auszeichnung gibt es seit 1946.
  • Prix d’interprétation masculine: Dabei handelt es sich um den Preis für den besten männlichen Darsteller, der seit 1946 verliehen wird.
  • Der Prix de la mise en scène: Der beste Regisseur bzw. die beste Regisseurin werden seit 1946 mit diesem Preis geehrt.
  • Prix du scénario: Dieser Preis wird seit 1969 für das beste Drehbuch verliehen.
  • Prix de la Caméra d’or: Die Goldene Kamera für den besten Debütfilm gibt es seit 1978.
  • Palme d’honneur: Die Ehrenpalme ist eine eher neue Auszeichnung. Seit 2011 wird die Palme als besondere Auszeichnung an eine Person vergeben. Ein Anlass ist beispielsweise das Lebenswerk eines Künstlers.

Preise anderer Abteilungen

  • Prix Un Certain Regard: Hierbei handelt es sich um einen Preis für junge Talente und innovative Arbeiten.
  • Cinéfondation: Die Cinéfondation verleiht mehrere Preise an Studenten.
  • Caméra d’Or: Die Goldene Kamera ist der Preis für den besten Film des gesamten Festivals und berücksichtigt nicht nur die Erstlingswerke im Hauptsegment, sondern auch die Filme, die in den Rubriken „Director’s Fortnight“ und „International Critics‘ Week“ vorgestellt werden.

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Ehrungen im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes

Zusätzlich werden während der Filmfestspiele in Cannes parallel Preise von unabhängigen Organisationen vergeben.

Diese umfassen unter anderem folgende Preise:

  • FIPRESCI-Prize: Es handelt sich hierbei um einen Preis der International Federation of Film Critics.
  • Director’s Fortnight: Während dieser Veranstaltungen werden mehrere Preise vergeben.
  • Prix Orange: Diese Auszeichnung vergibt die Presse an einen Schauspieler oder eine Schauspielerin.
  • Prix Vulcain: Dieser Preis wird an einen Techniker verliehen.
  • L’Œil d’or: Der beste Dokumentationsfilm wird mit dieser Auszeichnung geehrt.
  • Palm Dog: Der beste Hund wird beim Festival mit dem Palm Dog geehrt.
  • Queer Palm: Der beste LGBT-Film erhält diesen Preis.
  • Cannes Soundtrack Award: Hierbei handelt es sich um die Auszeichnung für den Gewinner im Bereich Beste Filmmusik.

Was macht die Internationalen Filmfestspiele von Cannes so besonders?

Im Inneren des 'Palais des Festivals et des Congrès' entzücken Moderne und Eleganz.
Im Inneren des ‚Palais des Festivals et des Congrès‘ entzücken Moderne und Eleganz.

Das Filmfestival in Cannes ist ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Ereignis in der Welt der Filmschaffenden. Hier wurden Größen wie Steven Soderbergh und Quentin Tarantino zu Legenden gemacht. Allerdings garantiert ein Preis in Cannes den Persönlichkeiten keinen kommerziellen Erfolg, es geht mehr um Prestige. Wer hier ausgezeichnet wird, kann auch bei den Oscars mit Nominierungen oder Auszeichnungen rechnen.

Zudem ist der parallel abgehaltene Filmmarkt der geschäftigste weltweit. Filmemacher, die auf der Suche nach Finanzierung oder Distributoren für ihre Projekte sind, treten hier mit Financiers, Distributoren und Publizisten aus aller Welt in Kontakt.

Cannes ist jedoch anders als das Sundance Festival ein Event, das sich ausschließlich an Cineasten richtet. Tickets für die Filmvorführungen erhalten Sie lediglich auf Einladung oder als akkreditierter Besucher.

Auf News aus den Reihen der Stars und Sternchen muss man als Filmfans allerdings dennoch nicht verzichten. Bereits Wochen vor dem Event ist das Programm und auch das ein oder andere Drama rund um die Festspiele fester Bestandteil der medialen Berichterstattung. Interview reiht sich an Interview vor während und nach dem Großereignis, so dass man sich auch gut informiert fühlen kann, wenn man nicht live vor Ort sein kann oder möchte.

Kritik an den Internationalen Filmfestspielen von Cannes

Auch die Filmfestspiele müssen sich wie andere Veranstaltungen ihrer Art regelmäßiger Kritik stellen. So wurde in den letzten Jahren beispielsweise kritisiert, dass 2019 Alain Delon mit der Ehrenpalme ausgezeichnet wurde, obwohl er zugab früher seine Frau geschlagen zu haben und man sich noch 2018 mit der #MeToo-Bewegung solidarisiert hatte. Auch der geringe Frauenanteil bei den eingereichten Filmen wird häufig kritisiert.

Kritiker bemängeln außerdem, dass bei der Verteilung der Zugangsbadgets für die Presse eine Hierarchie herrscht, die sich nach der Auflage der Magazine richtet und dass nur Filme nominiert werden können, die im Kino erstmals ausgestrahlt wurden.

Sicherheitsmaßnahmen während des Festival de Cannes

Sicherheit wird in Cannes großgeschrieben. Ein gigantischer Sicherheitsapparat soll dort für Schutz sorgen. Es gelten Anti-Terror-Maßnahmen, die unter anderem einen Sicherheitscheck wie am Flughafen vor jeder Vorführung beinhalten. Zusätzlich sind nicht nur einfache Polizisten zur Stelle, sondern Spezialkräfte mit Maschinenpistolen und Bomben-Spürhunde, die durch verstärkte Überwachung von Luftraum und Küste ergänzt werden. Über 600 Überwachungskameras verteilt in ganz Cannes sowie 665 Betonkübel an der Croisette sollen während der internationalen Veranstaltung für noch mehr Sicherheit sorgen.

Die Internationalen Filmfestspiele von Cannes für Touristen

Vor allem abends ist der Blick auf das 'Palais des Festivals et des Congrès' atemberaubend schön.
Vor allem abends ist der Blick auf das ‚Palais des Festivals et des Congrès‘ atemberaubend schön.

Für Fans geht es beim Besuch der Filmfestspiele in Cannes meist weniger um die Filme, sondern vielmehr darum, den besten Blick auf die vor allem weiblichen Stars und deren Kleider zu erhaschen, wenn diese vor dem Premierenpalast über den Roten Teppich zur Gala schreiten. Welche Prominenz trägt bei der Eröffnung welchen glamourösen Look? Welche Promis aus Hollywood sind vertreten? Und wer ist beim Auftritt in welche Robe gewandet, das sind die Fragen, die viele interessieren, die extra während des Wettbewerbs wegen der Prominenz nach Cannes reisen.

Allerdings muss man hier ganz klar sagen, dass von diesen auf Bildern und Portraits in den Medien mehr zu sehen ist, als was man live am Palais erwarten kann. Wer sich nichtsdestotrotz in die Menschenansammlungen wagen möchte, besucht Cannes am besten während des ersten Festivalwochenendes. Einen Besuch um die Stadt zu erkunden, sollten Sie während der zwölf Tage andauernden Großveranstaltung allerdings vermeiden. Während der Spiele in Cannes bevölkern über 200.000 Menschen den Badeort, in dem sonst lediglich knapp über 70.000 Personen leben.

Director’s Fortnight

Die Filmvorführungen, die im Rahmen der Director’s Fortnight gezeigt werden, sind die einzigen für die Sie auch als „Normalsterblicher“ Tickets erwerben können.

Preise

  • 8,00 € pro Vorführung
  • 35,00 € pro Blockticket (6 Vorstellungen)

Ausflüge während des Festival de Cannes

Wenn Sie sich dafür entscheiden, während der Internationalen Filmfestspiele nach Cannes zu reisen, können Sie die Reise nutzen, um auch andere Reiseziele in der Provence zu besuchen. Hier bieten sich zum Beispiel die Parfumstadt Grasse oder das quirlige Nizza an.

Das Hinterland der Côte d’Azur ist ein Traum aus Lavendelfeldern und Bergen, die zum Wandern einladen und es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um dort die Ruhe zu genießen und der ein oder anderen sportlichen Aktivität nachzugehen.

Und dann wären da natürlich noch die vielen kleinen, entzückenden Städtchen entlang der Küste wie Antibes, Juan-les-Pins, Saint-Raphaël oder Frejus, wo es allerlei zu entdecken gibt. Römische Überreste, Aquädukte, französische Kultur, schöne Strände und mehr bieten die Chance auf zahlreiche unvergessliche Augenblicke abseits des Trubels während des Festivals.