Col de Tende – Spektakuläre Verbindung zwischen Frankreich und Italien

Alles, was diesen Pass betrifft, hat Größe. Der Colle di Tenda (auf Deutsch Tenda-Pass und auf Französisch Col de Tende) ist eine jener Alpenüberquerungen, deren Faszination sich nur wenige entziehen können.

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Inhaltsverzeichnis
Passstraße der Superlative | Col de Tende ist ein Genuss für die Augen | Imposante Alternativen

Doch was heißt hier eigentlich entziehen? Die Menschen werden ja geradezu angezogen von diesem Bauwerk, von dieser Idee, von der Ingenieursleistung und von der Geschichte, für die der Begriff Col de Tende steht. Wer in der Provence in Frankreich oder in Ligurien in Italien Urlaub macht, für den gehört der Pass fast schon zum Pflichtprogramm in Sachen Sightseeing. Von den vielen Franzosen und Italienern aus den Großräumen Turin und Nizza, die ihn Tag für Tag nutzen, ganz zu schweigen. Die allerdings nutzen eher den gleichnamigen Straßentunnel. Doch dazu später mehr.

Passstraße der Superlative

Der Col de Tende trennt die Seealpen von den Ligurischen Alpen.

Der Col de Tende trennt die Seealpen von den Ligurischen Alpen.

Eines sei gleich vorweg angemerkt: Für schwache Nerven oder gar Fahranfänger ist diese südlichste aller Alpenquerungen wirklich nichts. Auch mit einem Sportwagen sollte man sich allenfalls bestens informiert an diesen Pass heranwagen. „Dummes Geschwätz“ mag der eine oder andere noch denken, wenn er sich auf der Nordrampe des Passes befindet. Die ist zugegeben vergleichsweise harmlos. Zwölf Kehren hat man auf ihr zu bewältigen; nichts, was der besonderen Erwähnung wert wäre. Die Situation ändert sich allerdings schlagartig, wenn die Südrampe erreicht ist. Hier wollen 46 enge, zum Teil fast direkt übereinanderliegende Kehren bewältigt werden. Sie machen den Colle di Tenda zu einer der atemberaubendsten Passstraßen der gesamten Alpen. Nach genau 30 Kehren ist es zudem mit der Asphaltierung vorbei. Der letzte Abschnitt mit immerhin noch 16 Kehren muss auf Schotter gefahren werden. Genau deshalb könnten Sportautos und sportliche Motorräder hier Probleme bekommen.

Col de Tende ist ein Genuss für die Augen

In „normalen“ Autos und bei angepasster Fahrweise allerdings ist der Col de Tende einfach nur ein Genuss für die Augen und die Seele. Die öffnet sich nämlich bei so viel landschaftlicher Schönheit, bei so viel Stille und klarer Luft. Denn bitteschön, oben angekommen wird man doch sicher anhalten und den unvergleichlichen Ausblick genießen, oder? Zumal man sich auf der Passhöhe, die in imposanten 1871 Metern liegt, gleich in zwei Ländern auf einmal befindet. Hier oben verläuft die Grenze zwischen Italien und Frankreich. Falls Autofahrer während dieser Pause Menschen in Wanderausrüstung sehen, dann sind sie auf eine Spezies gestoßen, deren Zahl ständig zunimmt. Zwar führen seit Langem zwei Fernwanderwege über die Passhöhe des Colle di Tenda, doch erst in den letzten Jahren werden die „Via Alpina“ und die „Grande Traversata delle Alpi“ auch tatsächlich wieder von Gruppen und Einzelwanderern in der Freizeit genutzt.

Imposante Alternativen

Die Passhöhe des Col de Tende liegt in 1871 Metern Höhe.

Die Passhöhe des Col de Tende liegt in 1871 Metern Höhe.

Die Passstraße wurde auf Betreiben von Napoleon Bonaparte ausgebaut; gedient hat sie aber vor allem dem kleinen Grenzverkehr. Der Col de Tende ist bis heute die ideale Verbindung zwischen dem Großraum Turin – über die Stadt Cuneo – mit Nizza und Ventimiglia. Heute allerdings wäre es unpraktisch und würde viel zu lange dauern, wenn Pendler oder Besucher sich regelmäßig über den Pass quälen müssten. Das ist seit 1882 auch tatsächlich nicht mehr nötig. In jenem Jahr wurde nämlich ein über 3000 Meter langer Straßentunnel eröffnet, der bis heute befahrbar ist. Der Tunnel liegt direkt unter dem Pass und war lang der längste in den gesamten Alpen. Doch damit nicht genug. Fast parallel dazu verläuft auch noch ein Eisenbahntunnel, der mit einer Länge von mehr als acht Kilometern allerdings sogar noch bedeutend länger ist.

Dieser Tunnel wurde 1898 für die Tendabahn fertiggestellt. Diese Eisenbahnstrecke gehört bis auf den heutigen Tag zu den wohl abenteuerlichsten Routen, die das europäische Schienensystem zu bieten hat. Wer an der französischen oder italienischen Riviera oder in der Provence allgemein Urlaub macht, der sollte eine Fahrt damit auf keinen Fall verpassen.