Atemberaubendes Unterwassermuseum vor Cannes

Der Zustand der Weltmeere ist ein stetiges Problem. Ein Projekt vor der Insel Sainte-Marguerite soll nun auf diese Problematik aufmerksam machen.

Das Unterwassermuseum von Jason deCaires Taylor weist auf den schlechten Zustand des Mittelmeeres hin. Foto: Jason deCaires Taylor

Der Zustand der Weltmeere ist ein stetiges Problem. Auch das Mittelmeer hat mit Verschmutzung, Überfischung und Massentourismus zu kämpfen. Ein Projekt des britischen Künstlers Jason deCaires Taylor vor der Insel Sainte-Marguerite soll nun auf diese Problematik aufmerksam machen. Die Fertigstellung des Projekts nahm vier Jahre in Anspruch.

Inhaltsverzeichnis
Zustand der Weltmeere im Fokus | Gesichter von sechs ausgewählten Anwohnern | Eröffnung verzögerte sich | Weitere Unterwassermuseen vor Marseille und Korsika

Das neu entstandene Unterwassermuseum kann kostenfrei besucht werden.

Zustand der Weltmeere im Fokus

Die französische Riviera ist für ihre verträumte Küste, die traumhaften Strände und die Promenaden bekannt. Doch auch an der Côte d’Azur ist Umweltverschmutzung ein stetiges Thema und auch das Unterwasser-Ökosystem des Mittelmeers ist durch Verschmutzung, massive Überfischung und Massentourismus bedroht.

Um auf den sich verschlechternden Zustand der Weltmeere einschließlich des Mittelmeers aufmerksam zu machen, wurde das neue Unterwasserkunstmuseum des britischen Künstlers Jason deCaires Taylor installiert. Das von der Stadt Cannes finanzierte Projekt befindet sich vor der nahegelegenen Insel Sainte-Marguerite und kann von Schnorchlern kostenfrei erkundet werden. Der Standort vor Cannes wurde aufgrund der geringen Wassertiefe und des klaren Wassers dort gewählt.

Für Jason deCaires Taylor ist es nicht das erste Museum dieser Art. Bereits 2007 versenkte er in Cancún, Mexiko, Skulpturen auf dem Meeresgrund und schuf insgesamt über 1.000 Unterwasserskulpturen, versenkt im Atlantischen, Pazifischen und Indischen Ozean, wo sie als künstliche Korallenriffe dienen.

Gesichter von sechs ausgewählten Anwohnern

Für das Projekt vor Cannes setzte der Künstlers sechs Skulpturen um. Die aus pH-neutralem Zement gefertigten Skulpturen zeigen Porträts von Einheimischen, die in Cannes leben, von Kindern bis hin zu Senioren. Um diese zu schaffen, gab deCaires Taylor zunächst eine Anzeige in der lokalen Zeitung auf und lud Einheimische ein, ihre Gesichter durch Kunstwerke abbilden zu lassen. Danach goss er vierzig ausgewählte Gesichter und wählte aus diesen wiederum sechs Personen aus, deren Konterfei in drei Meter hohe Skulpturen verwandelt wurde. Die zufällig ausgewählten Gesichter zeigen einen Kurator, einen Unternehmer, Schulkinder und einen alten Fischer. Jedes der Gesichter ist in zwei Hälften geschnitten, um die zwei Seiten des Problems – die Stärke und gleichzeitige Fragilität der Meere – zu verdeutlichen.

Bevor die Skulpturen jedoch unter Wasser installiert werden konnten, musste zunächst einmal der Müll auf dem Meeresgrund beseitigt werden. Alte Rohre, Bootsmotoren, Kabel und mehr mussten entfernt werden, bis die Skulpturen schließlich im Mittelmeer versenkt werden konnten. Dort sollen sie nicht nur als Attraktion für Schnorchler dienen, sondern auch als künstliches Riff fungieren und die Neptungraswiesen vor Cannes zu schützen.

Eröffnung verzögerte sich

Die Eröffnung des neuen Museums verzögerte sich jedoch um einige Zeit, da zunächst eine Umweltverträglichkeitsstudie durchgeführt werden musste, um mögliche Auswirkungen auf das Ökosystem im Bereich des Museums mit seinen Neptungraswiesen einschätzen zu können. Kritisiert wurde im Vorfeld unter anderem der zusätzliche Verkehr, der durch das Museum zu erwarten ist. Es wurde jedoch von Seiten der Stadt versichert, dass die Anzahl der Schiffe, die zur Insel Sainte-Marguerite übersetzen, nicht erhöht werden wird.

Weitere Unterwassermuseen vor Marseille und Korsika

Jason deCaires Taylor ist bekannt für seine Unterwassermuseen. Foto: Jason deCaires Taylor
Jason deCaires Taylor ist bekannt für seine Unterwassermuseen. Foto: Jason deCaires Taylor

Das Unterwassermuseum vor Cannes ist indes nicht das einzige seiner Art in Frankreich. Auch vor Marseille können Schnorchler seit dem 24. September 2020 im Musée Subaquatique de Marseille Unterwasserkunst in fünf Meter Tiefe bestaunen. Das Museum ist vor dem Strand Les Catalans zu finden.

Ein weiterer Unterwasser-Skulpturenpark befindet sich vor der Westküste Korsikas. Hier wurde bereits 2018 die erste Skulptur des Künstlers Marc Petit im Flachwasser versenkt. Weitere Werke in Tiefen von bis zu 25 Metern folgten. Insgesamt soll der Skulpturenpark nach Fertigstellung 32 Exponate umfassen.