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Viereck mit kleineren Vierecken | Centre d’Art verschlang Umbaukosten in Höhe von 12,6 Millionen Euro
Aus dem vermeintlich schönsten Hôtel particulier von Aix-en-Provence wurde unlängst ein Kunstzentrum: Hôtel de Caumont – Centre d’Art. Zum Auftakt der Ausstellungen in dem seit 1715 erbauten Gebäude gibt es eine Canaletto-Retrospektive mit hochkarätigen Leihgaben. Somit erhält das Hôtel de Caumont in der Universitätsstadt ganze 300 Jahre nach seiner Grundsteinlegung eine neue Ausrichtung. Zuerst beherbergte das Hôtel particulier steinreiche Aristokraten. Ab 1850 war es ein Mietshaus. Ab 1970 beherbergte es das städtische Musikkonversatorium, 2010 erwarb das Unternehmen Culturespaces das Gebäude und verwandelte es in das Kunstzentrum „Caumont Centre d’Art“.
Viereck mit kleineren Vierecken
Ein fast quadratisches Viereck, welches in vier kleinere Vierecke unterteilt ist – das ist die Grundstruktur des Gebäudes. Hauptbau, Ehrenhof, Nebengebäude und Garten ordnen sich den vier kleineren Vierecken zu und bilden das Hôtel de Caumont. Die Hauptfassade des stattlichen Bauwerks ist dem 1656 errichteten Rathaus nachempfunden. Auch das für die Provence typische mit Ziegeln bedeckte Flachdach sollte die größenwahnsinnigen Pläne von Baumeister Robert de Cotte etwas südfranzösischer beeinflussen. Robert de Cotte (1656-1735) gilt als bedeutendster französischer Baumeister des frühen Rokoko und lieferte unter anderem die Pläne für das Palais Thurn und Taxis in Frankfurt am Main. Robert de Cotte wollte Großes, der lokale Bauleiter aber ein typische provinzielles Gebäude. Die Beiden trafen sich in der Mitte, was man auch daran sehen kann, dass sogenannte „tomettes“ den Boden des Hauses belegen. Die sechseckigen Terracotta-Fliesen wurden dem klassischen Parkettboden vorgezogen.
Centre d’Art verschlang Umbaukosten in Höhe von 12,6 Millionen Euro
Ganze 12,6 Millionen Euro gingen für den Umbau und die Restaurationsarbeiten drauf, als die Entscheidung für das „Hôtel de Caumont – Centre d’Art“ (Website: www.caumont-centredart.com) gefallen war. Dafür wurde das Gebäude allerdings gewaltig aufgepäppelt: Im Erdgeschoss wurden drei Salons und eine Galerie restauriert, in der Beletage ein Musiksalon und ein Schlafzimmer. Aber was ins Auge sticht, sind vor allem die Haupttreppe mit ihrem schmiedeeisern Geländer, ein chinesischer Salon mit handgemalten Tapeten und die wunderschönen Rokoko-Stuckaturen aus Gips. Acht Säle im ersten und zweiten Stock wurden in Museumsräume verwandelt. Und in diesen finden sich nun über fünfzig hochkarätige Leihgaben für die Antonio Canal gewidmete Eröffnungsausstellung wieder. Damit ist die erste europäische Canaletto-Retrospektive seit 1982 perfekt.