20.000 Autoreifen im Meer: Das Reifenriff der Côte d‘Azur

In den 80er-Jahren wurden circa 20.000 Autoreifen vor der Côte d’Azur im Meer versenkt, um ein künstliches Riff zu erschaffen. Nun soll die Umweltsünde entfernt werden.

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„Bedrohung für das natürliche Gleichgewicht“ | Künstliche Riffe in vielen Ländern

In den 80er-Jahren hatte Frankreich eine Idee: Vor der Côte d’Azur sollte mit Hilfe von über 25.000 Autoreifen ein künstliches Riff entstehen, um Meerestiere anzuziehen und den Fischern volle Netze zu garantieren. Doch circa 30 Jahre nach der tollkühnen Idee entpuppt sie sich als irrtümlich: Das Kunstriff wird immer mehr zur Belastung für die Natur. Nun möchte Frankreich die Reifen entfernen lassen.

„Bedrohung für das natürliche Gleichgewicht“

In den 80er-Jahren wurden circa 20.000 Autoreifen vor der Côte d'Azur im Meer versenkt, um ein künstliches Riff zu erschaffen. Nun soll die Umweltsünde entfernt werden. Foto: L’Agence des aires marines protégées

In den 80er-Jahren wurden circa 20.000 Autoreifen vor der Côte d’Azur im Meer versenkt, um ein künstliches Riff zu erschaffen. Nun soll die Umweltsünde entfernt werden. Foto: L’Agence des aires marines protégées

Bereis in den 60er-Jahren hatte Frankreich damit begonnen, künstliche Riffe anzulegen. Dafür wurden alte Autoreifen zusammengebunden, was zunächst als eine super Idee gefeiert wurde: Der Abfall ist weg, für die Meerestiere wird ein neuer Lebensraum geschafft. So weit, so gut. Doch nun schlägt die zuständige französische Agentur für geschützte Meeresgebiete Alarm. Sie bezeichnet die Altreifen in dem heutigen Schutzgebiet als „Bedrohung für das natürliche Gleichgewicht„. Wie Jacky Bonnemains von der französischen Umweltschutzgruppe Robin des Bois erklärt, werden bei der Zersetzung der Reifen Schwermetalle freigesetzt, die für die Meeresorganismen giftig sind. Doch es wurden nicht nur Autoreifen versenkt, auch alte Strommasten, Beton und Fahrzeugwracks landeten zwischen Cannes und Antibes im Mittelmeer. Gemeinsam haben künstliche Riffe in Frankreich mittlerweile eine Größe von 90.000 Kubikmetern erreicht.

Erst jetzt erkannte die französische Regierung, dass es so nicht weitergehen kann. Das Problem: Erstens sind Reifenriffs für die Ansiedlung von Meerestieren nicht geeignet. Zweitens rissen Strömungen immer wieder Reifen aus dem Gesamtverbund heraus, die auf dem Meeresboden das Ökosystem beschädigten. Aus dem 30 Meter tiefen künstlichen Riff vor der Côte d’Azur wurden bereits 2500 Altreifen aus dem Wasser gezogen. Im kommenden Jahr soll der Rest der Reifen entfernt werden.

Künstliche Riffe in vielen Ländern

Auch andere Lände setzten auf künstliche Riffe. Neben Japan, Italien, Spanien, Portugal, Israel, Malaysia und vielen weiteren Ländern sind auch die USA mit dabei. Sie stellen sogar die bekannteste Reifen-Sünde: 1972 wurden vor der Küste des US-Bundesstaates Florida fast zwei Millionen Reifen versenkt. Viele dieser Reifen landeten über die Jahre am Strand oder beschädigten natürliche Korallenriffe. 2007 begann Florida damit, die Reifen zu entfernen und sprach angesichts der Größe des künstlichen Riffs von einer „gewaltigen Herausforderung“.

28. Mai 2015